Der in Los Angeles lebende DJ/Regisseur Mike Relm hat sich mit Remixes und Mashups aus Filmtrailern und Videos auf seinem YouTube-Channel und in Liveshows seine ganz eigene Nische geschaffen. Sein unvergleichliches Cover von New Orders Blue Monday bildet die Grundlage des offiziellen FIFA 18-Trailers zur Gamescom 2017. EA hat sich mit Relm über seine Arbeitsweise und seinen Einstieg in die Welt der YouTube-Remixes unterhalten und darüber gesprochen, was es für ihn bedeutete, aus den unzähligen FIFA 18-Sounds Musik zu erschaffen.
EA SPORTS™: Wie ging es für dich los mit den Remixes?
MR: Ich bin mittlerweile seit knapp 20 Jahren als DJ unterwegs, und vor etwa 13 Jahren habe ich mich erstmals am Video-Scratching versucht. Pioneer hat auf dem Gebiet Bahnbrechendes geleistet. Als ich ihren DVD-Turntable sah, dachte ich "Oh Mann, ich weiß ganz genau, was ich damit anstellen kann!" Ich hatte mir damals schon eine Menge Clips zurechtgelegt, in der Hoffnung, dass ich sie irgendwann vielleicht mal einsetzen kann. Damals hatte der Einsatz von Video-Samples zwar bereits begonnen, aber ich wollte mit ihnen scratchen, sie so manipulieren, wie es bei Musik und Sounds üblich war.
Und als diese DVD-Turntable-Technik veröffentlicht wurde, habe ich sofort losgelegt. Damit bin ich dann einige Jahre getourt. Ich habe die Technik in meinen Liveshows eingesetzt, und schließlich ging es auch mit YouTube los. Das, was ich live machte, wollte ich auch auf dieser Online-Plattform präsentieren. Denn es ist zwar schön und gut, in einem Live-Venue rumzuscratchen. Aber die Leute dazu zu bringen, sich das dann zuhause auf ihrem PC anzusehen, ist eine andere Sache. Endlich konnte ich auch Dinge machen, die live nicht möglich waren. Wenn man zu einer Hiphop-Show geht, will man sich keinen Trailer anschauen, sondern in erster Linie die Musik genießen.
Heute mache ich eine Menge Film-Remixes. Dabei nehme ich einen Teil des Films, egal ob Dialogfetzen oder Soundeffekte, und fertige daraus dann einen Song oder einen Track.
EA SPORTS™: Du hast schon einige Remix-Videos für den Regisseur Edgar Wright gemacht. Wann ging diese Zusammenarbeit los?
MR: Unsere erste Zusammenarbeit war ein Scott Pilgrim-Remix. Damals kannte ich Edgar eigentlich noch gar nicht, das ist einfach plötzlich so geschehen. Er hat mich auf Twitter angesprochen, und als The World’s End rauskam, hat er mich gebeten, einen Remix für seine Cornetto-Trilogie zu machen.
In diesen Remix habe ich Shaun of the Dead, Hot Fuzz und The World's End eingebaut. Einer der Tracks, die ich angefertigt habe, war ein Cover von Blue Monday, da es in Shaun of the Dead eine Szene gibt, in der die Figuren mit Platten rumschmeißen und die Namen der Songs ansagen. Aber dann sagt eine der Figuren "Nein, nicht die, die darfst du nicht schmeißen!" Denn auch wenn's gegen Zombies geht, Blue Monday ist sozusagen unantastbar. Das erschien mir ideal für diesen Abschnitt, da die Farbe Blau in The World's End enorme Bedeutung hat. Und außerdem mochte ich den Song schon immer, das ist einfach ein echter Dance-Klassiker.
EA SPORTS™: Du hast für Edgar Wright auch einen Remix-Trailer zu Baby Driver angefertigt. War das eine Auftragsarbeit für ihn, oder hast du den aus eigenem Antrieb gemacht?
MR: Das war eine Zusammenarbeit mit Edgar Wright und Sony. Deshalb stand mir ja auch so viel Material zur Verfügung. Ich durfte den kompletten Film nutzen. Das war fast schon unfair, in Sachen Material waren mir überhaupt keine Grenzen gesetzt. Wobei ich natürlich Spoiler vermeiden musste. Da Edgar ein großer Freund der Remix-Kultur ist, macht es immer viel Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.
EA SPORTS™: Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit FIFA 18 gekommen?
MR: EA hat mich kontaktiert, nachdem sie meinen Baby Driver-Remix und andere meiner Arbeiten gesehen hatten. EA wollte etwas unheimlich Energiegeladenes. Und nicht bloß irgendeinen Song aus den Top 40. Es sollte absolut zeitlos sein, absolut international. Dann kam das Gespräch auf meine Blue Monday-Version, und ich sagte "Klar, gerne." Die Version weicht stark von der ursprünglichen Version aus dem Cornetto-Trilogie-Video ab, auch wenn natürlich Ähnlichkeiten da sind. Die Grundstruktur ist nach wie vor dieselbe.
EA SPORTS™: Es sollte also zu FIFA passen, aber deinen unverkennbaren Stil und deine Vision haben?
MR: Ja, meiner Ansicht nach war es ein großer Vorteil, dass es sich letztlich um ein Werbevideo handelt. Ich habe beim Samplen einen ganz spezifischen Stil, da ja am Ende alles passen muss. Nur bestimmte Grooves funktionieren, und ich glaube, das hat bei diesem FIFA-Projekt sehr geholfen. Denn mein Blue Monday-Cover passt einfach perfekt zu den Spielsounds, sodass ein toller Song entstehen konnte. Das Konzept bestand daraus, die Emotionen der Zuschauer und der Spieler und all die unterschiedlichen Sounds des Spiels zu nehmen und sie in Einklang zu bringen. Und das hat ja auch ziemlich gut geklappt.
EA SPORTS™: Wie sah deine Arbeitsweise bei FIFA 18 aus?
MR: Am Anfang habe ich meine Blue Monday-Version in einzelne Spuren aufgeteilt und damit herumgespielt, die einzelnen Spuren erweitert. Zunächst habe ich den einen oder anderen "Schuss"-Sound aus FIFA genommen und daraus ganz grobe Rhythmen entwickelt, um zu sehen, was ich mit den Sounds machen konnte. Und dann habe ich immer wieder Sounds eingebaut und wieder rausgenommen. Beispielsweise habe ich das Geräusch von Pfostentreffern eingebaut. Oder die Geräusche der Spieler, beispielsweise Rufe oder Anstrengungslaute. Und sogar das Geräusch, wenn der Torwart den Ball fängt. Aber man muss diese Sounds richtig behandeln, sonst klingen sie am Ende alle gleich. Oft ist es einfach nur das Geräusch eines Balls, der gegen irgendwas prallt. Es ist toll, wie stark EA den Sound gestaltet hat, von ganz gedämpft bis ganz bombastisch, und es hat großen Spaß gemacht, mit diesem Sound zu arbeiten. EA hat mir etliche GB mit Soundmaterial zur Verfügung gestellt, das war schon der Hammer.
EA SPORTS™: Wie unterscheidet sich die Arbeit mit Sound von deinen normalen Film-Remixen?
MR: Normalerweise cutte ich Sounds, die mit Bildern verbunden sind. Bei Baby Driver habe ich das Video gleichzeitig mit dem Sound bearbeitet, beispielsweise wenn die Hauptfigur über die Straße schliddert. Das heißt, ich weiß ganz genau, wie das Ganze aussehen soll. Wenn was nicht passt, weiß ich, dass ich diesen Sound nicht nehmen kann. Dabei muss ich also immer wieder zurückgehen und Kompromisse eingehen. Bei vielen Filmprojekten wie Baby Driver kann ich aber zum Glück auf das komplette Filmmaterial zugreifen, sodass das überhaupt kein Problem ist. In manchen Fällen muss ich aber auch ohne komplettes Videomaterial remixen, beispielsweise wenn der Film gerade erst geschnitten wird. Das ist nicht leicht. Bei FIFA habe ich die Bilder komplett außen vorgelassen. Die Bilder entstanden ja sozusagen erst aus meinen Sounds. Da ist ein Kopfball, da eine Grätsche. EA hat diese Bilder dann animiert, und das unterscheidet sich komplett von meiner üblichen Arbeitsweise. Aber das muss in diesem Fall natürlich so sein. Denn so kann EA das Ganze individuell anpassen, etwa wenn ich einen Spielernamen einbaue.
EA SPORTS™: Gibt es noch andere Bereiche, in denen sich die Arbeit mit dem Sound bei diesem Projekt unterschieden hat?
MR: Ich verwende die unterschiedlichsten Rohmaterialien. Anfangs hatte ich ja nur die Trailer, bevor man mir die kompletten Filme zur Verfügung stellte. Wenn ich daran zurückdenke, frage ich mich schon, wie das damals eigentlich alles klappen konnte. Wenn du gerade mal eine Sekunde Material hast, das ist schon eine heftige Arbeitsweise. Aber bei FIFA basiert alles individuell auf meinem Remix. Ich habe zum Beispiel einen Kommentator eingebaut, der Cristiano Ronaldo ansagt. Und EA zeigt parallel dazu, wie er gerade irgendwas Sensationelles mit dem Ball veranstaltet. Die Bilder sind sozusagen erst in diesem Moment entstanden. EA konnte die Spieler passend zur Musik einbauen. Das war schon klasse, wie sie das gemacht haben.
Dies ist eine gekürzte und bearbeitete Version des Interviews.
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