Geh nicht in den Wald

In Teil 3 unseres Interviews mit dem Director von, Unravel™ Two, Martin Sahlin (in Begleitung seiner beiden Kinder), erklärt er, welche dunkle Folklore die Yarnys sowie mindestens einen ihrer beschnäbelten Feinde inspirierten. Unravel Two ist ab sofort erhältlich, und es war Einiges notwendig, um dieses wunderliche Rätsel-Abenteuer zusammenzuflechten – viel Planung, einige harte Entscheidungen, ein paar düstere Warnungen vor Folklore und mindestens eine unangenehme Lektion bei der Entwicklung der Yarnys. Seht euch Teil 3 unten an und erfahrt mehr über den Coop-Modus von Unravel Two in Teil 1 und informiert euch über die Entwicklung des Spiels in Teil 2.

Als ich den originalen Yarny das erste Mal sah – das war als Unravel herauskam – erinnerte er mich an ein Wichtelmännchen. Ich habe die Figur in der schwedischen Folklore nachgeschlagen und dort ist sie wahrscheinlich angelehnt an – und wahrscheinlich spreche ich es falsch aus – einen nisse. Das sind kleine Hilfsgeister, die im Haus herumlaufen und sich um dich kümmern. Das klingt doch sehr nach den Yarnys, oder?

Ja, das trifft es ziemlich genau.

Okay! Wie viel wurde aus der Folklore entnommen und wie viel haben wir der Vorstellungskraft von Coldwood zu verdanken?

Über etwas Ähnliches hatte ich erst neulich mit jemandem gesprochen. Die Sache ist die: wie viel kann man über eine Kultur sagen, wenn man nur unübersetzbare Worte in der jeweiligen Sprache hört? Und ich erinnere mich daran, als du [wendet sich an die Tochter] mich gefragt hast, wie der Charakter heißt und ich wusste keine Antwort darauf und sagte, dass es wahrscheinlich einfach ein väsen ist.

Tochter: Uh huh, ja. Genau.

Das ist Schwedisch – und es bedeutet in etwa Wesen, aber gleichzeitig ist es auch nicht das selbe wie ein Wesen, denn es ist tief in der Folklore verankert. Wenn man väsen sagt, weiß man um seine Existenz, aber es ist ein Wesen aus Sagen und der Fantasie – solche Dinge. Man erkennt, dass dies eine Kultur und eine Sprache ist, die eine vielfältige Folklore und reiche Historie über Geschichtenerzählung über mystische Dinge besitzt. Das finde ich sehr schön.

Es ist also ein Wesen, das tief in der schwedischen Folklore verankert ist, aber auf eine neue Art und Weise dargestellt wird.

Ich verstehe es als eine Art Hilfsgeist. Die Inspiration dazu stammte aus einem Liedtext, in dem es um die Entwirrung geht, wenn man von etwas entfernt ist, das man liebt. Und mir kam dabei der Gedanke, dass man diese Verbindungen zu etwas hat, und diese Verbindungen sind aus Garn und wir brauchen jemanden oder etwas, das sich um diese Verbindungen kümmert. Wir brauchen jemanden, der einem dabei hilft, diese Verbindungen zu knüpfen. Und daraus entstanden dann die Yarnys.

Jeder hat irgendwie einen zugehörigen Yarny – auch wenn man sie nie sieht, so sind sie dennoch da. Ich war neugierig – unterscheiden sich die Yarnys auf der Welt voneinander? Haben sie verschiedene Formen?

Sie sehen alle unterschiedlich aus. Sie erscheinen in unterschiedlichen Formen und Farben. Jeder kann einen haben, der zu einem passt.

Unravel ist tief mit Schweden und der wunderschönen Landschaft dort verbunden. Da die Yarnys überall existieren, kannst du dir vorstellen, sie auch an einen anderen Ort zu bringen oder ist es die Quintessenz, dass sie „hier“ sind und das Schweden auch der Handlungsort ist und bleibt?

Ich glaube, was wir bei diesem Spiel versucht haben, ist . . . verschiedene Arten von Umgebungen zu erforschen. Sie beruhen immer noch sehr auf Orten, die wir kennen und die uns umgeben, doch diesmal haben wir versucht, sie etwas anders zu gestalten.

In unserem Bereich der künstlerischen Leitung haben wir ein Prinzip, in dem es um die „Hervorhebung von Schönheit im Gewöhnlichen“ geht. Alles ist eigentlich schön, wenn man es genauer betrachtet. Selbst das langweiligste, banalste Ding kann wunderschön sein, wenn man sich nur die Zeit nimmt, es gründlich anzuschauen. Und das ist die tolle Sache an einem Yarny, denn mit ihm kann man Dingen richtig nahe kommen.

Was wir also in Unravel Two versucht haben ist – können wir noch mehr gewöhnliche und banale Szenen in etwas magisches und schönes und für Unravel typisches verwandeln? Wir haben Szenen wie eine Stadtlandschaft oder eine seltsame Fabrik, zu denen wir uns fragten: „Wie können wir sie so detailreich und lebendig und gleichzeitig schön anzusehen gestalten, damit sie den wunderschönen Waldszenen im ersten Spiel gerecht werden?” Das war eine interessante Herausforderung und ich glaube, das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Ich habe für etwas, worüber ich schreibe, versucht herauszufinden, was dieses Hühnerding ist, das einen jagt?

Das ist ein Hahn! Ein Auerhahn. Ein Tetrao urogallus.

Oh, ja! Einer unserer Schreiber ist in Stockholm und ich schickte ihm ein Bild und habe ihn gefragt, was das ist, und er schickte mir ein Video von einem, der einen Reporter jagte.

Das Video hat das Ganze ins Rollen gebracht.

Echt?

Ja, jemand hat es gesehen und sagte sich: „Das ist so witzig, wir müssen so einen da drin haben.“

Ihr habt es getan. Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen.

Bei der Erstellung der Level hatten wir eine große Tafel voller Klebezettel mit all den verschiedenen Ideen und unterschiedlichen Stimmungen, die man an den jeweiligen Orten fühlen sollte. Und als wir das erste Mal auf den Auerhahn trafen, nannten wir die Stimmung Berno – das ist der Name des gejagten Reporters. Und wenn man darüber nachdenkt, wie sich das anfühlt, erinnert man sich an diesen Typen, der lacht aber auch Angst hat!

Ich habe noch eine Frage, auf deren Antwort ich unglaublich gespannt bin.

Okay.

Sind das auf Yarnys Kopf Hörner oder Ohren?

Die Antwort darauf lautet ja.

Nein! Du brichst mir das Herz.

Es kann sowohl als auch sein. Sind es Hörner oder Ohren? Ja.

Jetzt stelle ich mir vor, dass dieser Yarny mit dem einen in der Mitte einfach ein seltsames Ohr hat.

Als wir das zum ersten Mal machten, war das besonders spannend, denn alle in Europa haben gesagt „Oh, es ist eine Katze“ und alle in Amerika haben gesagt „Oh, es ist ein Teufel!“ Ich frage mich, wie du das siehst.

Wer würde denn das glauben? Ich nicht! Tatsächlich hatte ich meine Frage so formuliert: „Ist Yarny ein Teufel?“

Ich finde es schön, dass man beide Varianten darin sehen kann und sie dadurch ein bisschen verschmitzt wirken. Denn das geht wiederum Hand in Hand mit der ganzen Folklore-Thematik. Wenn man sich die schwedische Folklore anschaut, ist sie nie nur nett. Nie und nimmer nur nett. Manchmal, eigentlich sogar meistens, ist sie ziemlich gruselig.

Ich glaube, die Moral der meisten Geschichten ist einfach: „Geh verdammt nochmal nicht in den Wald! Fass nichts an.“

Was geht denn in der schwedischen Folklore vor sich?

Sie ist wirklich brutal. Aber ich glaube, die Moral der Geschichte ist: „Oh, ist da Wasser? Bleib weg vom Wasser! Es bringt dich um!“

Sie ist voller verrückter Gestalten mit Eselsköpfen.

Wie das seltsame Pferd, dass die Babys verschlingt. Hör auf damit! So gesehen sind Yarnys, glaube ich, recht freundlich.

• Ashley Reed (Folge Ashley auf Twitter @ashsmashreed)

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